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Zu den Kommunikationsmitteln der Gesundheitskioske in Hamburg zählen beispielsweise Flyer in verschiedenen Sprachen - Foto: Gesundheit für Billstedt/Horn

Zu den Kommunikationsmitteln der Gesundheitskioske in Hamburg zählen beispielsweise Flyer in verschiedenen Sprachen - Foto: Gesundheit für Billstedt/Horn

Quartiers-Initiativen

Hamburger Gesundheitskioske bauen lokalen Ansatz aus

Um den Zugang zur Gesundheitsversorgung in benachteiligten Stadt-Quartieren strukturell zu verankern, hat Gesundheit für Billstedt/Horn mehrere Gesundheitskioske in Hamburg aufgebaut. Zuletzt ist ein Standort im Shoppingcenter hinzugekommen: Am 22. Januar 2024 eröffnete ein Gesundheitskiosk in der Marktplatz Galerie in Hamburg-Bramfeld. Damit hat Gesundheit für Billstedt/Horn seit 2017 insgesamt fünf Präsenzen mit diesem Versorgungsansatz in Hamburg geschaffen.

Derzeitige Partner bei dem Angebot sind die AOK Rheinland/Hamburg und die Mobil Krankenkasse. Die Versicherten dieser beiden gesetzlichen Krankenkassen können die Gesundheitskioske von Gesundheit für Billstedt/Horn nutzen. An den Standorten informieren qualifizierte Pflegefachpersonen und Hebammen über Krankheiten, Therapien und einen gesunden Lebensstil – in verschiedenen Sprachen wie Deutsch, Englisch, Türkisch, Farsi, Dari, Portugiesisch, Polnisch und Russisch. Zum Beispiel unterstützt das Fachpersonal bei Fragen zur Ernährung, chronischen Krankheiten, bei psychischen Belastungen, dem Medikamentenmanagement, bei der Schwangerschaft oder bei medizinischen Briefen und Anträgen. 

In Deutschland soll es zukünftig mehr Gesundheitskioske geben. Nach Hintergrundinformationen von Gesundheit für Billstedt/Horn, erfolgte in 2021 eine Evaluation durch das Hamburg Center for Health Economics an der Universität Hamburg, und sie belegte, dass der damalige erste Gesundheitskiosk einen verbesserten Zugang zur Versorgung schafft. Später sprach der Gemeinsame Bundesausschuss die Empfehlung aus, das Versorgungsmodell in die Regelversorgung zu überführen. Dies hat der Gesetzgeber aufgegriffen und in dem Referentenentwurf zum Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG) skizziert. Geplant ist, Gesundheitskioske als Regelversorgung zu etablieren und unabhängig vom Versichertenstatus einen Rechtsanspruch für diese Versorgung zu schaffen. Dazu will die Politik das Gesetz im April 2024 ins Kabinett bringen, damit es möglicherweise im Januar 2025 rechtskräftig ist, wie BMG-Abteilungsleiter Michael Weller berichtete, als im Januar 2024 der neue Gesundheitskiosk im Shoppingcenter startete.

Zielgruppen über Ärztenetzwerk und lokale Kommunikation erreichen

Ihre Nutzerschaft finden die Hamburger Gesundheitskioske nicht allein durch Laufkundschaft. Der Anbieter ist vor Ort vernetzt und hat zudem ein Kommunikationsteam. Zu den Gesellschaftern von Gesundheit für Billstedt/Horn gehört etwa das Ärztenetz Billstedt/Horn, das sich für die Umsetzung innovativer Behandlungspfaden engagiert, sowie der gemeinnützige Gesundheitskiosk e.V., die SKH Stadtteil-Klinik-Hamburg sowie der NAV-Virchow-Bund – Verband der niedergelassenen Ärzte Deutschlands.

Die Gesundheitskiosk-Gesellschaft beschäftigt nach eigenen Angaben derzeit 20 Mitarbeitende in Teil- und Vollzeit. Die Kommunikation managt ein zweiköpfiges Team, das der Geschäftsführung untersteht.

Alexander Fischer, Geschäftsführer von Gesundheit für Billstedt/Horn, gibt 'Healthcare Marketing' einen Einblick in die Kommunikationsstrategie. "Unsere Hauptzielgruppe, die Bewohner in den Gesundheitskioskregionen, erreichen wir vor allem über unsere Netzwerkpartner", verdeutlicht er und ergänzt: "Wir bieten mehrsprachige Flyer und ein Kursprogramm mit Präventionsangeboten an. Auf unserer Webseite finden Interessierte Informationen zu unseren mittlerweile fünf Standorten. Zudem legen wir großen Wert darauf, Gesundheitsinformationen barrierefrei zu vermitteln und sind Teil eines universitären Projektes zur Entwicklung gesundheitskompetenter Organisationen in Hamburg. Wir sind auch regelmäßig bei Stadtteilveranstaltungen präsent und verteilen unsere Flyer in Arztpraxen und anderen sozialen Einrichtungen im Quartier." Des Weiteren trommelt das Team mit Pressearbeit in Richtung der Netzwerkpartner und Multiplikatoren.

Standort im Shoppingcenter zum Leben erwecken

Trotz der aktuellen Situation, in der lediglich Versicherte von zwei Krankenkassen die Gesundheitskioske nutzen können, will die Gesellschaft den nun fünften Standort etablieren. "Auch wenn sich drei der Ersatzkrankenkassen aus der Finanzierung zurückgezogen haben, sind wir überzeugt, dass das Versorgungsmodell die Gesundheitsversorgung für vulnerable Patientengruppen verbessert", konstatiert Fischer. Der Bedarf an niedrigschwelligen Versorgungskonzepten sei in vielen Hamburger Stadtteilen hoch. Die Ausweitung des Konzepts biete eine große Chance für diese Patient:innen, und auch für die Partnerorganisationen des Gesundheitskiosk-Betreibers. Darüber hinaus betont Fischer die Zukunftsperspektive: "Der Referentenentwurf des Bundesgesundheitsministeriums gibt uns Zuversicht, dass wir zeitnah alle Hamburger Versicherten mit präventiven Gesundheitsleistungen erreichen können."

Den neuen Standort in einem Shoppingcenter in Hamburg-Bramfeld hat das Team gezielt identifiziert. "Bei unserer Bedarfsanalyse stützen wir uns auf verschiedene Datenquellen. Zunächst greifen wir auf die Informationen des jährlichen Hamburger Sozialmonitorings zurück. Darüber hinaus analysieren wir die Anzahl und Fachgebiete der vorhandenen Arztpraxen in der Region", erklärt Geschäftsführer Fischer. "Ein weiterer bedeutender Faktor ist die Bereitschaft der Ärzte und Mitarbeiter in den sozialen Einrichtungen, mit unserem Netzwerk zusammenzuarbeiten. In der Region Steilshoop/Bramfeld haben wir einen klaren Bedarf ermittelt. Diese Gebiete sind geprägt von Armut, einem Mangel an Versorgungseinrichtungen und einer hohen Anzahl an chronischen Krankheiten, was sich negativ auf die Lebenserwartung auswirkt. Im Vergleich zur Einwohnerzahl und Krankheitslast gibt es hier weniger Ärzte. Unser Ziel ist es, die Versorgung und Chancengleichheit für die Bewohner dieser Gebiete zu verbessern."

Damit Menschen in den Kiosk kommen und die Informationen oder eine Beratung annehmen, realisiert das Team kommunikative Strategien mit lokaler Nähe. "Wir setzen alles daran, das Vertrauen der Menschen zu gewinnen. Dies erreichen wir vor allem durch eine enge Zusammenarbeit mit Ärzten und sozialen Einrichtungen aus dem Quartier, die uns Patienten empfehlen und weiterverweisen", schildert Fischer. Diese Vertrauensarbeit werde unterstützt durch die bereits erwähnte Präsenz bei Stadtteilveranstaltungen und durch den Einsatz von Multiplikatoren. "Darüber hinaus organisieren wir auch direkt im Kiosk Aktionen wie beispielsweise Impfungen oder Schulungen für Patienten", erwähnt der Manager von Gesundheit für Billstedt/Horn. Der ursprünglich erste Gesundheitskiosk in Billstedt habe sich inzwischen durch Mundpropaganda etabliert und sei zu einer festen Institution im Stadtteil geworden.


Den neuen Standort im Einkaufszentrum gilt es jetzt zum Laufen zu bringen - Foto: Gesundheit für Billstedt/Horn

Wenn ein neuer Kiosk startet, wie nun in Bramfeld, liegt ein Schwerpunkt auf der Schaffung verschiedener Angebote in dem jeweiligen Versorgungsnetzwerk. Fischer führt aus: "Der Fokus liegt auf der Gesundheitsberatung für Patient:innen. Dabei behandeln wir Themen wie Prävention, Ernährung und den Umgang mit chronischen Erkrankungen im Alltag. Unsere Mitarbeiter bereiten Arztgespräche vor und nach, führen Medikamentenanamnesen durch und unterstützen bei Formularen wie Pflege- und Reha-Anträgen." Bei Bedarf vermittle das eigene Team die Patienten an Ärzte oder Einrichtungen im Sozialraum weiter, beispielsweise an die Pflegeberatung, die Familien- und Erziehungsberatung oder an Sport- und Bewegungseinrichtungen. Gegebenenfalls übernimmt es das Case Management für Patienten, die vom Gesundheitsnetzwerk an den Gesundheitskiosk überwiesen werden. "Das Case-Management ist eng mit der Kommunikation im Arzt-Pflege-Tandem verbunden, wobei die Beteiligten sich in regelmäßigen Gesprächen über Therapien und Maßnahmen austauschen", sagt Fischer. Es gehe hier um eine multiprofessionelle, integrierte und präventive Versorgung für Patienten.

In puncto kommunikative Unterstützung dieser Zusammenarbeit nennt Fischer verschiedene Bausteine: "Die Ärzte aus dem Quartier erhalten Überweisungsvordrucke, auf denen sie die Indikation und einen Beratungsauftrag formulieren können, um Patienten an den Gesundheitskiosk zu überweisen. Die Vernetzung mit Haus- und Fachärzten erfolgt durch regelmäßige Qualitätszirkel, interdisziplinäre Fortbildungen sowie Fallbesprechungen im Ärzte-Pflege-Tandem. Dazu informieren wir über unser Newsletter-Tool."

Mit Plakaten und Flyern die Bekanntheit stärken

Bei seiner Kommunikation zu den Zielgruppen vermittelt das Team, dass die Gesundheitskioske eine Anlaufstelle für alle möglichen Gesundheitsthemen sein können. Aber es adressiert auch bestimmte Stichworte wie Diabetes. "Wir machen beides: Einerseits bewerben wir unsere Expertise als Pflegefachkräfte oder Community Health Nurses, die Beratung zu verschiedenen Gesundheitsthemen anbieten und Patienten gegebenenfalls an andere Einrichtungen oder Arztpraxen verweisen", erzählt Fischer. "Andererseits konzentrieren wir uns auch auf Bereiche mit besonders hohem Bedarf, wie etwa multimorbide und chronisch kranke Patientengruppen sowie junge Familien. Für diese Schwerpunktbereiche setzen wir auf Plakate, spezielle Programmflyer und die Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern, um unsere Angebote bekannt zu machen."

In 2024 will Gesundheit für Billstedt/Horn seine Öffentlichkeitsarbeit weiter ausbauen. "Wir möchten unsere Stimme noch lauter erheben, um uns für eine verbesserte Versorgung vulnerabler Gruppen einzusetzen", kündigt Fischer an. "Das planen wir einerseits durch einen regelmäßigen Newsletter, der relevante Themen aus unserem Netzwerk behandelt, und andererseits durch unsere Präsenz bei Kongressen wie zum Beispiel dem Kongress zu Armut und Gesundheit."

 

Dieser Beitrag ist Teil unseres Online-Schwerpunkts 'Diversity' im März 2024

(siehe Link)

Bisher erschienen:

1 – "Marken als Radar für gesellschaftliche Themen"

2 – Funke will Blick auf Gender Health lenken

3 – Frühe Hilfen zu einer Marke aufbauen

4 – Sichtbarkeit für die Seltenen

5 – Gesundheit von Mitarbeitenden fördern

6 – Gesundheitskompetenz mit Video-Content stärken

 


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