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Für Themen wie physische und psychische Gesundheit sowie arbeitsbezogene Gesundheit starten immer mehr Unternehmen eigene Initiativen - Foto: Tartila/AdobeStock

Für Themen wie physische und psychische Gesundheit sowie arbeitsbezogene Gesundheit starten immer mehr Unternehmen eigene Initiativen - Foto: Tartila/AdobeStock

Employer-Programme

Gesundheit von Mitarbeitenden fördern

Mental Health, lange im beruflichen Kontext unterschätzt oder nicht thematisiert, rückt stärker in den Fokus der Unternehmen. Des Themas angenommen hat sich unter anderem das Agentur-Netzwerk Dentsu, um diversitätssensible Gesundheitskommunikation voranzutreiben. Durch das Engagement für Diversity, Equity & Inclusion (DEI) hat sich Dentsu verpflichtet, verschiedene Perspektiven einzunehmen, Unterschiede zu würdigen und eine integrative Kultur zu schaffen. Eng verknüpft mit einer erfolgreichen Umsetzung ist auch das Thema psychische Gesundheit oder Mental Health, wie es weniger stigmatisierend heißt. Sie ist wesentliche Voraussetzung für Lebensqualität, Leistungsfähigkeit und soziale Teilhabe. 

Im Kontext von DEI haben die Healthcare-Spezialisten von MW Office, eine Schwester-Agentur aus dem Dentsu-Netzwerk mit Sitz in München, im vergangenen Jahr ein Mental-Health-Programm initiiert. "Gesundheitsthemen und vor allem Frauengesundheit im Unternehmen sind extrem relevant, um Chancengleichheit, Mitarbeiterzufriedenheit, Produktivität und Talentgewinnung zu gewährleisten – aber vor allem eines: eine offene Kultur ohne Tabu-Themen zu schaffen", sagte Schirmherrin Karin Zimmermann, CEO Dentsu Deutschland & DACH, zum Start.

In Anlehnung an den offiziellen International Day of action for Women’s Health, startete MW Office Mitte 2023 zunächst eine Themenwoche zu Female Health. "Durch die Verankerung von Female Health in der Unternehmenskultur können wir dazu beitragen, die Stigmen und die Tabus zu durchbrechen, die oft damit verbunden sind - egal ob Endometriose, PMS, Menopause oder Krebsvorsorge. Wir möchten, dass diese Themen offen diskutiert werden, um Scham abzubauen", erläuterte Andrea Biebl, CEO MW Office und Initiatorin der Female Health Week, das Projekt.

Es folgte der 'Movember' unter Anspielung an die vor 20 Jahren in Australien gestartete globale Bewegung, die dazu ermutigen will, sich aktiv für die Gesundheit von Männern einzusetzen und sich regelmäßigen Untersuchungen zu unterziehen. Die Aktion stand unter dem Zeichen von Austausch und Information, bei der die über 2.000 deutschsprachigen Mitarbeitenden in der DACH-Region aus Vorträgen, Workshops und Paneldiskussionen wählen konnten – unter anderem zu den Fokusthemen "Vorsorgeuntersuchungen bei Männern", "Erfahrungsaustausch nach einer Krebsdiagnose" sowie "HPV und geschlechterübergreifende Gesundheit". Aber auch die mentale Gesundheit war ein Schwerpunktthema unter dem Motto "Moderne Vaterschaft: Herausforderungen und Erfolge für Väter im Spagat zwischen Job und Familie" oder ein Workshop zum Thema Emotionen: "Umgang mit Gefühlen und Stereotypen". Die Ergebnisse haben Biebl nicht nur überrascht, "sondern regelrecht schockiert".

Im Interview mit 'Healthcare Marketing' spricht die Agenturchefin von MW Office und Initiatorin des Mental-Health-Programms über Erfahrungen mit den ersten Projekten.


Andrea Biebl, CEO von MW Office, engagiert sich für die Gesundheit von Mitarbeitenden - Foto: Nadine Rupp

Healthcare Marketing: Was sind die grundsätzlichen Ziele des ganzheitlichen Health-Programms von MW Office beziehungsweise Dentsu?

Andrea Biebl: Unsere prinzipielle Überzeugung ist: Ein gesundes Unternehmen braucht gesunde Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter! Entscheidend ist dabei, dass Gesundheit holistisch betrachtet wird. Klar ist, dass der - mittlerweile auch in sozialen Medien heiß diskutierte - Obstkorb oder eine reduzierte Mitgliedsgebühr in einem Fitnessclub nette Aufmerksamkeiten seitens des Unternehmens sind, aber in der Summe zu kurz fassen. Wir haben uns, um die Gesundheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ganzheitlich zu fördern, an der Gesundheitsdefinition der WHO orientiert: Dieser Ansatz integriert neben der physischen und psychischen Gesundheit auch die Themen arbeitsbezogene Gesundheit, aber auch Environmental Health und Social Health.

Healthcare Marketing: Wie naheliegend war der Gedanke, gerade in einer Healthcare-Agentur ein Employer-Gesundheits-Konzept zu entwickeln?

Biebl: Wir beschäftigen uns als Healthcare-Spezialistinnen und -Spezialisten tagtäglich damit, wie wichtig das Bewusstsein für einen gesunden Lebensstil, aber auch das Aktivwerden bei gesundheitlichen Problemen sind. Unser Anspruch ist es, Gesundheit sowohl nach außen als auch nach innen zu leben – dies ist das zentrale Element unserer Employer-Branding Kampagne. Wir setzen dies nicht nur bei MWO um – wir sind auch Impulsgeberinnen und Impulsgeber für Dentsu, das Netzwerk, zu dem wir gehören. Wir tragen somit unser Konzept auch in andere Agenturen, die nicht die Nähe zur Gesundheit haben und bei denen das Bewusstsein zum Teil noch etwas stärker geschaffen werden muss.

Healthcare Marketing: Wo liegt der Win-win-Faktor des One Health Programms für Arbeitnehmer sowie für Arbeitgeber?

Biebl: Ich bin mir sicher: Die Art und Weise, wie ein Unternehmen mit Wellbeing umgeht, also zum Beispiel der Prävention von Krankheiten beziehungsweise der Unterstützung in akuten Situationen, wird weiter an Wichtigkeit zunehmen. Dies kann in Bezug auf Arbeitgeberattraktivität, aber auch Resilienz des Unternehmens, ein entscheidender Faktor sein. Gesund zu bleiben, beziehungsweise zu werden, ist für alle Beteiligten eine Win-Win-Situation. Für Arbeitgeberinnen und -geber sind gesunde Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betriebswirtschaftlich wichtig, denn weniger AU-Tage bedeuten für alle weniger Belastung. Auch die Pandemie hat hier Spuren hinterlassen und zu Belastungen bei den Menschen geführt – in der physischen, psychischen und arbeitsbezogenen Gesundheit. Gerade deswegen erfahren Gesundheit, Wohlbefinden und das private Glück, das zeigen Umfragen, grundsätzlich wieder mehr Wertschätzung und Bedeutung.

Healthcare Marketing: In Anspielung an die globale Movember-Bewegung haben Sie nach der erfolgreichen Female Health Week den Fokus auf die Männergesundheit gelegt. Wie zufrieden sind Sie mit der Aktion, was hat Sie überrascht?

Biebl: Mich hat einiges nicht nur überrascht, sondern regelrecht schockiert. Männergesundheit ist nach wie vor ein riesiges Tabu. Viele Männer wollen nicht über ihre Gesundheit sprechen oder sich mit ihr auseinandersetzen, das hat sich auch bei unseren vielfältigen Movember-Angeboten gezeigt. Diese waren auch für unsere Mitarbeiterinnen offen, die sich, in ihrer Rolle als Partnerin, Mutter, Schwester und so weiter, oftmals mehr interessiert hatten. Bei vielen Männer ist bei der Auseinandersetzung mit dem Thema somit noch deutlich Luft nach oben, was auch damit zusammenhängt, dass leider die Frau oft noch vollends die Rolle als 'Gesundheitsmanagerin' ausfüllt. Aber kommen wir zur Männergesundheit zurück: Als ich mich in der Vorbereitung intensiver mit dem Thema beschäftigt hatte, schockierte mich, wie hoch die Selbstmordrate bei Männern ist. Dies zeigt wiederum sehr deutlich, dass der mentalen Gesundheit bei Männern definitiv mehr Beachtung geschenkt werden muss. Im anglo-amerikanischen Raum spricht man von einer 'crisis in masculinity', einer Männlichkeitskrise. Für mich ist dies eine Chance, sich von tradierten Vorstellungen, was vermeintlich einen Mann ausmacht, zu lösen und einen offenen Diskurs, gerade auch zu mentalen Herausforderungen – zum Beispiel durch Überforderung, unterdrückte Gefühle, Einsamkeit, Trauer bei Männern - , zu beginnen und bessere, niederschwellige Angebote zu machen. Meine feste Überzeugung ist nämlich auch: für uns Frauen wird sich erst etwas ändern, wenn sich auch etwas für Männer ändert. Egal ob privat oder beruflich: Wir leben nun mal nicht auf zwei verschiedenen Planeten und können gemeinsam nur mit gegenseitiger Achtung vorankommen. Für wirkliches Verständnis und nachhaltige Lösungen müssen die Geschlechter besser und offener miteinander kommunizieren.

Healthcare Marketing: Können Sie schon eine Aussage darüber machen, ob sich der Krankenstand durch das One Health-Programm verändert hat?

Biebl: Wir haben prinzipiell keinen allzu hohen Krankenstand bei uns. Daher war das Ziel der Implementierung dieses Employer-Branding-Konzeptes nicht, den AU-Stand zu reduzieren, sondern ein authentisches Arbeitgeberprofil zu entwickeln, bei dem das Thema Gesundheit in alle Richtungen im Mittelpunkt steht. Die Identifikation mit der Positionierung ist sehr hoch, was man an der Beteiligungsquote in den einzelnen Projekten sieht.

Healthcare Marketing: Gibt es Kooperationspartner, die das Gesundheitsprogramm des Agenturnetzwerks unterstützen? Wenn ja, welche?

Biebl: Wir arbeiten mit dem PME Familienservice zusammen: Hier haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des gesamten Netzwerkes die Möglichkeit das umfangreiche Angebot zu nutzen, das viele großartige Seminare und Workshops umfasst. Unterstützung gibt es zum Beispiel bei Themen wie der Kinderbetreuung oder wenn man pflegebedürftige Eltern oder andere Angehörige hat. Ein Schwerpunkt ist zudem, wie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf sich selbst Acht geben können. Ich finde es sehr wichtig, einen so kompetenten Partner mit an Bord zu haben, denn auch hier ist absolutes Spezialistinnen und -Spezialistenwissen notwendig.

Healthcare Marketing: Was sind die nächsten Steps? Werden Sie das Programm fortführen und beispielsweise Formate wie Female Health Week und Movember 2024 weiterentwickeln oder neue Angebote machen?

Biebl: Wir werden definitiv sowohl für Männer- als auch für Frauengesundheit unterschiedliche Initiativen fortführen. Ein wichtiger Punkt bei der Frauengesundheit ist für mich die Menopause. Dieses Thema ist für mich eine Herzensangelegenheit und muss definitiv raus der Tabuzone. Und für das gesamte One Health Konzept werden wir immer wieder Plattformen und Aktionen schaffen, um dem Thema Gesundheit im Unternehmen entsprechend Rechnung zu tragen. Wir haben im Unternehmen so viele engagierte Tabu-Brecherinnen und Pionierinnen, deren Einsatz ich ungemein schätze. Diese Mitarbeiterinnen sind das absolute Herzstück unseres Gesundheitsengagements, das sie vorbildlich mit Leben füllen.

Dieser Beitrag ist Teil unseres Online-Schwerpunkts 'Diversity' im März 2024

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