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Frühe Hilfen richten sich an Familien mit Kindern zwischen null und drei Jahren - Grafik: NZFH / BZgA

Frühe Hilfen richten sich an Familien mit Kindern zwischen null und drei Jahren - Grafik: NZFH / BZgA

Institutionen

Frühe Hilfen zu einer Marke aufbauen

Das Nationale Zentrum Frühe Hilfen (NZFH) hat neue fachliche Inhalte zur Qualitätssteigerung bei Frühen Hilfen veröffentlicht. Außerdem setzt das in Köln bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) angesiedelte Zentrum das Projekt fort, Frühe Hilfen als eine Marke zu etablieren. Ziel ist es, die Qualität und die Sichtbarkeit von den unter diesem Begriff kommunal organisierten Angeboten für Familien mit Kindern unter drei Jahren zu stärken. Frühe Hilfen für den präventiven Kinderschutz sind ab 2006 entstanden. Sie richten sich besonders an Familien in belasteten Lebenslagen. Sie dienen einer gestärkten elterlichen Beziehungs- und Erziehungskompetenz und sollen jedem Kind eine gesunde Entwicklung und ein gewaltfreies Aufwachsen ermöglichen. Die Angebote der Frühen Hilfen kommen aus verschiedenen Systemen, etwa aus der Kinder- und Jugendhilfe, dem Gesundheitswesen, der Frühförderung und der Schwangerschaftsberatung, und werden in lokalen Netzwerken koordiniert. Das Nationale Zentrum Frühe Hilfen betreibt unter anderem Öffentlichkeitsarbeit und bietet die Websites elternsein.info für Mütter und Väter sowie fruehehilfen.de für Fachkräfte an. Das Zentrum wird getragen von der BZgA, in Kooperation mit dem Deutschen Jugendinstitut, und es wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Ende Februar 2024 hat das Zentrum seinen neuen Qualitätsrahmen Frühe Hilfen 2.0 vorgestellt. Aufbereitet in einem digitalen Angebot auf der Website fruehehilfen.de – in der Rubrik Qualitätsentwicklung Frühe Hilfen – soll dieser den Kommunen und Netzwerken helfen, ihre Angebote, Strukturen und Abläufe zu optimieren. Unter anderem Praxismaterialien zum Herunterladen und ein vierminütiger Erklärfilm geben Anleitungen zur praktischen Umsetzung des Qualitätsrahmens.

Das Thema 'Frühe Hilfen qualitätvoll gestalten' war zuvor bereits auf dem Programm für den Kongress Armut und Gesundheit aufgetaucht, der nun Anfang März 2024 stattfand. In einem Workshop sollte es um die Umsetzungsstrategie, Projektphasen und den aktuellen Stand in den Kommunen gehen. Weiterer Punkt war ein Ausblick auf den Markenbildungsprozess der Frühen Hilfen. Hierzu hat 'Healthcare Marketing' vorab beim Nationalen Zentrum Frühe Hilfen nachgefragt.

Ein Ansatz für verschiedene soziale Umfelder  

Die Redaktion wollte zum Kontext wissen, wie sich in 2024 hierzulande die Herausforderung darstellt, Familien mit Kindern unter drei Jahren mit Gesundheitsinformationen und Unterstützung zu erreichen. Den Erläuterungen nach ist die Wahrnehmung der Angebote beeinflusst von Faktoren wie Armut. Zwar zeige eine bundesweit repräsentative Studie, dass die Mehrheit der Eltern, die Frühe Hilfen in Anspruch nehmen, die Angebote als hilfreich oder sehr hilfreich bewerten. "Allerdings nehmen Familien in Armutslagen, die oft mehrfach belastet sind und besonders von den Frühen Hilfen profitieren würden, universell zugängliche Angebote, beispielsweise Eltern-Kind-Gruppen, nicht so häufig in Anspruch wie Familien, die nicht von Armut betroffen sind", erklärt eine Sprecherin der BZgA. Hingegen nutzten Familien in Armutslagen häufiger spezifische Angebote wie die längerfristige Begleitung durch eine Gesundheitsfachkraft als die Familien, die nicht von Armut betroffen sind.

Umfragen bestätigen offenbar unterschiedliche Bedarfe und Inanspruchnahmen in den Bevölkerungsgruppen. Doch weniger klar ist das Bild in puncto Wahrnehmbarkeit. "Bislang gibt es keine repräsentative Befragung zur Bekanntheit des Begriffs Frühe Hilfen in Deutschland. Ein Ziel für das Jahr 2024 ist es, die Marke Frühe Hilfen zu stärken. Der Fokus liegt dabei darauf, die Bekanntheit und die Sichtbarkeit der Frühen Hilfen zu steigern sowie die Auffindbarkeit ihrer Angebote bundesweit zu verbessern", berichtet die BZgA-Sprecherin.

Dieser Markenprozess hat im Jahr 2023 begonnen und erfolgt partizipativ mit Akteuren der unterschiedlichen föderalen Ebenen sowie der Familien mit Kindern bis drei Jahre. Das Nationale Zentrum Frühe Hilfen in der BZgA koordiniert und moderiert den Prozess mit den genannten Teilnehmenden.

Frühe Hilfen bedarfsgerecht gestalten

Die Passgenauigkeit und Auffindbarkeit der Angebote sind mit angestrebt, wenn die Akteure an der Qualität von Frühen Hilfen arbeiten. "Die Angebote in Deutschland sind für Familien häufig nicht leicht zu erfassen", sagt die BZgA-Sprecherin zur Erfordernis der Qualitätsstrategie. "Um ein passgenaues Angebot zu finden, braucht es Orientierung. Diese Orientierung geben die kommunalen Netzwerke Frühe Hilfen." Die flächendeckend aufgebauten Netzwerke schaffen die Angebote für Familien. "Die Aufgabe besteht nun darin, die Qualität der Frühen Hilfen einzuschätzen, zu sichern und darüber hinaus weiterzuentwickeln. Das gilt für einzelne Angebote, das Netzwerk und die strukturelle Anbindung." Bei komplexen Interventionen wie den Frühen Hilfen seien feste Kriterien und überprüfbare Indikatoren für Qualitätsmerkmale schwer zu definieren. Netzwerktreffen böten einen Rahmen für fachliche Diskussionen sowie Abstimmungsprozesse, etwa um ein gemeinsames Verständnis von Qualität und deren Entwicklung auszuhandeln und zu schärfen. "Die Qualitätsentwicklung beschränkt sich dabei nicht nur auf die Herstellung von Frühen Hilfen, sondern bezieht die sich verändernden Bedarfe von Familien und damit die Passgenauigkeit von Angeboten mit ein", verdeutlicht die BZgA-Kommunikationsmanagerin. Ebenso könne es bei der Qualitätsentwicklung um die Prozesse innerhalb des Netzwerks Frühe Hilfen gehen.

Um lokale Fachkräfte zu erreichen und Kommunikations-Know-how zu vermitteln, stellt das NZFH unter anderem Materialien und Informationen auf dem Fachkräfteportal fruehehilfen.de bereit. Es finden sich dort etwa Leitsätze und Grundlagenwissen, Forschungsergebnisse und -vorhaben, Arbeitshilfen für die Fachpraxis sowie Publikationen zu Frühen Hilfen. Dies soll eine Lernplattform zur Qualifizierung von Fachkräften sein, einschließlich abrufbaren Materialien zur Elternansprache. "Das NZFH unterstützt lokale Akteure bei ihrer Öffentlichkeitsarbeit für die kommunalen Netzwerke Frühe Hilfen unter anderem mit Plakaten, Faltblättern und Filmen zu Schwerpunktthemen, zum Beispiel Prävention von Schütteltrauma", fügt die BZgA-Sprecherin hinzu. "Die Materialien klären über frühkindliches Schreien und Gefahren des Schüttelns von Säuglingen auf, sind kommunal anpassbar und in verschiedenen Sprachen erhältlich." Seine Filme offeriert das Zentrum in mehreren Sprachen zu unterschiedlichen Themen wie 'Was sind Frühe Hilfen?' und 'Wenn Babys schreien: Über das Trösten und Beruhigen'. Die Kommunen können sie über YouTube auf der eigenen Website einbinden. Ein weiterer Baustein ist der Instagram-Kanal @elternsein_info. Lokale Netzwerke können auf dem Social-Media-Kanal ihre Angebote vorstellen.


Das Nationale Zentrum Frühe Hilfen, das an der BZgA angesiedelt ist, will die Kommunikationsmaterialien rund um Frühe Hilfen weiterentwickeln - Foto: NZFH /BZgA

"Digitale Netzwerkrunden zum Thema Kommunikation informieren Akteure in den Kommunen, beispielsweise über die Möglichkeit, mit Familien-Apps auf kommunale Angebote hinzuweisen oder Social Media für die Öffentlichkeitsarbeit zu nutzen", zählt die Sprecherin weiter auf. "Sein Angebot präsentiert das NZFH regelmäßig auf Kongressen und Fachtagungen, die für Akteure in den Frühen Hilfen relevant sind."

In 2024 stehen nun aktuelle Projektschritte an. "Es stehen die weitere Prozessbegleitung der Kommunen bei der Qualitätsentwicklung, die Weiterentwicklung neuer Kursformate und die Initiierung von überregionalem Fachaustausch und Wissenstransfer an", konkretisiert die BZgA-Sprecherin. "Darüber hinaus soll die Marke geschärft und ein Kommunikationskonzept entwickelt werden, das die Akteure in den Frühen Hilfen vor Ort zur Bekanntmachung der vielfältigen Angebote nutzen können. Die Materialien zur Elternansprache für Länder, Kommunen und interessierte Multiplikatorinnen und Multiplikatoren sollen weiterentwickelt werden." Über den Hintergrund des Markenprozesses resümiert sie, Frühe Hilfen seien sehr vielfältig in ihren Angeboten und in der kommunalen Verankerung. Es gelte, das Markenbild und die Sichtbarkeit der Frühen Hilfen zu schärfen.

 

Dieser Beitrag ist Teil unseres Online-Schwerpunkts 'Diversity' im März 2024

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