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Wie Internet-Stars mit Jugendlichen zu Ernährung und Bewegung kommunizieren

20 Prozent der Minderjährigen sind unzufrieden mit ihrem Gewicht, Influencer können da wenig helfen. Im Gegenteil: Meist verschlimmern sie nur noch das Problem (Foto: Fotolia - Fox17)
20 Prozent der Minderjährigen sind unzufrieden mit ihrem Gewicht, Influencer können da wenig helfen. Im Gegenteil: Meist verschlimmern sie nur noch das Problem (Foto: Fotolia - Fox17)

Fitness-Influencer vermitteln ein unrealistisches Körperideal. Meist geht es ihnen nicht um gesunde Ernährung und Bewegung, sondern um die Vermarktung von Produkten. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher der Universität Witten/Herdecke, die 1.000 Bilder von Deutschlands Top-50 Fitness-Influencern und deren Kommentare analysiert haben.

Der Studie zufolge vermitteln die Bilder (mehr als die Hälfte zeigen einen muskulösen nackten Bauch) ein unrealistisches Schönheitsideal. Katharina Pilgrim, die zu dieser Thematik ihre Doktorarbeit verfasst hat, erläutert: "Jugendliche kommunizieren mit Influencern über das Internet wie mit besten Freundinnen, sie klagen über ihre Figur, kommentieren umfangreich das Aussehen, die Kleidung, das Essen ihrer Idole, und sie suchen Rat, wie auch sie so perfekt werden können."

Sie sagt weiter: "Dass die dargestellten Fotos aufwändig in Szene gesetzt und umfangreich bearbeitet sind, ist ihnen oft nicht bewusst."

Prof. Dr. Sabine Bohnet-Joschko, Betreuerin der Arbeit, ergänzt: "Jugendliche bewegen sich täglich mehrere Stunden in sozialen Netzwerken, dort informieren sie sich auch über gesundheitsrelevante Themen wie Ernährung und Bewegung. Wir müssen diese Art der Kommunikation und ihre Hintergründe verstehen, wenn wir gesundheitsfördernde Maßnahmen planen, sonst zielen wir an der Lebenswelt der Jugendlichen vorbei. Das war der Ausgangspunkt unserer Studie."

Den Usern sei zudem nicht bewusst, dass Influencer über den Verkauf der Produkte, die sie auf ihren Bildern präsentieren, Geld verdienen. Insgesamt wurde auf zwei von drei Bildern ein Hersteller, ein Produkt, eine Marke oder ein Unternehmen eingebunden, wobei nur die Hälfte als Werbung gekennzeichnet war. Die Vermarktung und damit einhergehende Einnahmen stehen also speziell bei Fitness-Influencern eindeutig im Fokus des Interesses, so die Forscher aus Witten. "Konsum, Schönheit und Glück werden so in einen direkten Zusammenhang gestellt", meint Bohnet-Joschko.

Zum Hintergrund:

Es gibt hierzulande eine anhaltend große Zahl von Minderjährigen mit Essstörungen von Magersucht bis Übergewicht: 20 Prozent sind unzufrieden mit Figur und Gewicht oder leiden an Heißhungeranfällen, jede sechste Person zwischen 14 und 17 leidet an Übergewicht. Familien, Schulen und Krankenkassen versuchen, Einfluss zu nehmen und diese gefährliche Entwicklung zu bremsen, doch dies ist in Zeiten des Internet nicht leichter geworden:

Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass 12- bis 17-Jährige täglich bis zu drei Stunden in sozialen Netzwerken verbringen. Über ein Drittel der Jugendlichen steuert dabei gezielt die Seiten sogenannter Influencer Personen, die in sozialen Netzwerken besonders einflussreich sind und deshalb bevorzugt als Webebotschafter eingesetzt werden an. Speziell wird das Gefühl geschätzt, persönlich angesprochen zu werden und eine überzeugende Erklärung von Vor- und Nachteilen zu erhalten.

"Die Fitness-Influencer prägen Jugendliche heute maßgeblich in ihren gesundheitsrelevanten Verhaltensweisen. Dabei betreiben diese keine Gesundheitsförderung, sondern wollen Geld verdienen. Es besteht also ein deutlicher Bedarf, Jugendliche in ihrer psychischen und physischen Entwicklung zu schützen und zu begleiten", betont Pilgrim.

"Aktuell sehen wir großes Interesse in der Medienwelt, wenn Influencer wegen Schleichwerbung abgemahnt werden. Aber viel wichtiger ist es, Lehrende, Erziehungsberechtigte sowie Entscheiderinnen und Entscheider zu befähigen, Minderjährige angemessen aufzuklären, zu beraten und zu schützen. Dazu gehört auch das Umdenken, die sozialen Medien als eigene Lebenswelt wahrzunehmen. Sie also nicht pauschal zu verdammen, sondern sie zu nutzen, um mit wirklicher Gesundheitsförderung die Jugendlichen zu erreichen", legt Bohnet-Joschko nach.

Die im Fachmagazin 'BMC Public Health' veröffentlichten Ergebnisse stehen hier zum Download bereit.




 
 

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