Peix stellt den Menschen in den Mittelpunkt

Fachkräftemangel, Employer Branding und New Work: 'Healthcare Marketing' hat in Agenturen der Healthcare-Branche nachgefragt, welchen Herausforderungen sie sich aktuell als Arbeitgeber stellen. In einer Serie bekommen Sie diese Woche jeden Tag neue Einblicke in den 'Workspace Agentur'.

Die Arbeitswelt hat sich seit Beginn der Corona-Pandemie stark verändert, remote ist mittlerweile Normalität auch bei Arbeitsplätzen, bei denen es noch vor drei Jahren undenkbar schien. Ein Umdenken beim Thema Flexibilität ist auch in den Agenturen gefordert, die klassischerweise besonders großen Wert auf den persönlichen Austausch in einem kreativen Umfeld legen. Immer stärker macht sich außerdem der allgemeine Fachkräftemangel bemerkbar, der die Wünsche von Mitarbeitenden und Bewerber:innen in den Fokus rückt.

Lesen Sie heute, wie Karsten Rzepka, Gründer und Inhaber der Peix Health Group, Berlin, sich in dem Kampf um Bewerber:innen von der Konkurrenz abheben will, die er auf dem Healthcare-Markt vor allem in der Industrie verortet. Die Agenturgruppe hat über 80 Mitarbeitende und zog vor rund einem Jahr von Kreuzberg in den Technologiepark Berlin-Adlershof.

 

Healthcare Marketing: Wie hat sich die Agentur als Arbeitsplatz in den vergangenen Jahren entwickelt?

Karsten Rzepka: In den vergangenen zehn Jahren hat nichts die Arbeit in der Agentur so dramatisch, ja revolutionär verändert wie die Corona-Pandemie. Wie in anderen Branchen auch, erhielt die Digitalisierung einen unglaublich starken Schub. In aller kürzester Zeit wurden mit beachtlichem, technischem und organisatorischem Aufwand sämtliche Arbeitsabläufe auf Remote umgestellt. Nahezu alle Begegnungen zwischen den Team-Mitgliedern und zu Kundinnen und Kunden fanden digital statt. Zeitweilig stellte sich die Frage, ob es neben der Arbeit im Homeoffice überhaupt noch einen zwingenden Grund für eine Präsenz in der Agentur gibt. Wir haben diese Frage inzwischen für uns beantwortet. Wir wissen einerseits, dass persönliche Begegnungen unverzichtbar sind, insbesondere für das gute kreative Klima der Agentur, die Verbundenheit mit dem Team und dem Unternehmen. Andererseits wollen wir unseren Kolleginnen und Kollegen auch eine möglichst flexible Gestaltung ihrer Arbeitszeit ermöglichen. Dieser Spannungsraum zwischen Präsenz und Homeoffice, zwischen Verlässlichkeit, Verbundenheit und Freiraum für den individuellen Lebensentwurf muss immer wieder gemeinsam verhandelt werden.

 

Karsten Rzepka sieht sich beim Recruiting in einem ungleichen Wettbewerb mit der Industrie - Foto: Peix Health Group

Healthcare Marketing: Welchen aktuellen Anforderungen und Herausforderungen sehen Sie sich gegenüber?

Rzepka: Aktuell sehen wir drei Herausforderungen im Recruiting: Erstens wünschen sich Bewerber:innen zunehmend mehr Freiraum für ihre individuelle Lebensgestaltung: weniger Arbeit durch Teilzeit oder Vier-Tage Woche, mehr Homeoffice, und flexible Gestaltung der Arbeitszeit. Soweit uns das möglich ist, entsprechen wir diesen Erwartungen gern, auch wenn das für die Organisation Mehraufwände bedeutet. Den Wunsch einiger Bewerber:innen nach ausschließlicher oder überwiegender häuslicher Tätigkeit wollen und können wir nicht erfüllen. Deshalb müssen wir leider auch auf die eine oder andere fachlich gute Bewerber:in verzichten. Zweitens suchen wir als Healthcare-Agentur Mitarbeiter:innen, die sowohl Agentur- als auch Branchenkenntnis besitzen. In der Praxis lässt sich dieser Wunsch schwer erfüllen. Der Pool von Bewerber:innen mit Agenturhintergrund und Kenntnis beider Felder ist zu klein. Die eher seltenen Bewerber:innen aus der Industrie haben oft keine Agenturerfahrung, den Bewerber:innen aus den Agenturen fehlen meist die Kenntnisse des Healthcare-Marktes. Umso wichtiger ist es für uns, geeignete Kanditat:innen durch Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen zu Expert:innen zu machen. Drittens stehen wir beim Kampf um die besten Köpfe nicht nur mit den anderen Healthcare-Agenturen im Wettbewerb, sondern besonders auch mit der Industrie. Mit Gehaltsangeboten, die 30 Prozent und mehr über unseren liegen, können und wollen wir nicht konkurrieren.

Healthcare Marketing: Wie wichtig ist die Ausstattung des Arbeitsplatzes und was bedeutet das für die Organisation?

Rzepka: Eine gute Ausstattung der Arbeitsplätze ist in unserem Verständnis kein Differenzierungsmerkmal, sondern eine wesentliche Voraussetzung für gute Arbeit und Mitarbeiterzufriedenheit. Das Team muss gleichermaßen optimal für die Arbeit in der Agentur und im Homeoffice ausgerüstet sein. Natürlich ergaben sich hier anfangs teilweise erhebliche Mehraufwände, insbesondere für Hardware, für Programme und Datensicherheit. Auf längere Sicht rechnen sich aber diese Investitionen für die Agentur.

Healthcare Marketing: Was macht eine erfolgreiche Employer Brand im Agenturumfeld aus?

Rzepka: Wir glauben an den Dreiklang von Kreativität, Solidarität und Erfolg. In dem Maß, in dem es uns gelingt, in der Agentur eine kreative Arbeitsatmosphäre zu schaffen, die Mitarbeiter:innen begeistert, erhöht sich die Anziehungskraft unserer Agentur. Langfristig werden wir erfolgreich sein, wenn Bewerber:innen im Agenturalltag erleben, dass wir glaubwürdig sind und uns ehrlich darum bemühen, unsere Versprechen zu halten und unsere Werte zu leben. Menschen suchen Sinn. Und hier sehen wir eine echte Chance, uns zu differenzieren. Im Leitbild unserer Agentur steht: 'Im Mittelpunkt der Mensch'. Wenn unsere Mitarbeiter:innen im Agenturalltag immer wieder erleben, dass das nicht nur eine Purpose-Phrase ist, sondern dass wir das wirklich ernst meinen und uns etwas kosten lassen, wenn sie erleben, dass für uns soziales Engagement kein Zuckerguss, sondern verbindlich und relevant ist, wird das auf lange Sicht über die Agentur hinaus ausstrahlen. Es wird uns langfristig dabei helfen, die Bewerber:innen zu finden, denen gute kreative Arbeit und unsere Werte wichtig sind.

Healthcare Marketing: Wie wollen Sie das Thema Recruiting in diesem Jahr angehen?

Rzepka: Im laufenden Jahr wollen wir unser Netzwerk weiter ausbauen und besonders die Empfehlungen von Kunden und ehemaligen Mitarbeiter:innen stützen.  Ein spezielles Angebot für Studierende und Absolventen wird unser 'Freiraum Adlershof' werden. Im dritten Obergeschoss des Peix-Hauses stellen wir acht bis zwölf jungen Leuten, deren Bewerbung uns überzeugt, für mindestens ein halbes Jahr einen voll eingerichteten Arbeitsplatz mit Zugriff auf die gesamte Infrastruktur der Agentur zur Verfügung.

 

Außerdem in der Serie 'Workspace Agentur' erschienen:

• Pink Carrots fokussiert individuelle Bedürfnisse
• IPG Health möchte mit Diversität punkten
• WE will mit Flexibilität überzeugen
• H4B setzt auf individuelle Förderung und Zugehörigkeit

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