Hausärzte lesen selten englischsprachige Fachartikel


Mehr als drei Viertel der Hausärzte nutzen ärztliche Fortbildungen, um sich über medizinische Fragestellungen zu informieren. Deutschsprachige Fachpublikationen werden von knapp zwei Dritteln, Versorgungsleitlinien hingegen nur von einem Drittel der Hausärzte häufig genutzt. Das ist das Ergebnis einer Umfrage zum Informationsverhalten unter 1.003 Hausärzten, die jetzt im 'WIdOmonitor 1-2017' erschienen ist. Das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO), Berlin, und das Deutsche Cochrane Zentrum, Freiburg, führten die Befragung im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Verbundprojektes INKA durch. INKA steht für "Veränderung der Informationsqualität in der Kommunikationskaskade von Fachpublikation bis Rezeption medizinjournalistischer Beiträge durch Ärzte und Laien" und wurde Ende 2016 abgeschlossen. Befragungszeitraum war vom 1. September bis zum 18. November 2016.

An erster Stelle der genutzten Möglichkeiten zur fachlichen Information stehen demnach die ärztlichen Fortbildungen. 77 Prozent der Hausärzte bringen sich hierdurch häufig oder sehr häufig auf den aktuellen Stand. An zweiter Stelle stehen deutschsprachige Fachpublikationen mit 64 Prozent. Es folgen personenbezogene Quellen wie ärztliche Qualitätszirkel (48 Prozent), Informationen von ärztlichen Kollegen (45 Prozent) und Informationen von Pharmareferenten (36 Prozent).

Bei der Nutzung und Bewertung der Informationsquellen zeigen sich Differenzen zwischen Anspruch und Wirklichkeit, so das WIdO. So bewerten 65 Prozent der Hausärzte die Nationalen Versorgungsleitlinien (NVL) als sehr gute oder gute Informationsquelle, ebenso die Leitlinien medizinischer Fachgesellschaften mit 62 Prozent. Allerdings nutzen lediglich 28 Prozent bzw. 35 Prozent diese Leitlinien tatsächlich häufig.

Zudem haben Hausärzte Defizite bei der Rezeption von internationalen, englischsprachigen Fachartikeln, heben die Studienautoren hervor. Nur 15 Prozent der befragten Hausärzte geben an, auch englischsprachige Publikationen zu lesen. Insgesamt haben neun von zehn der Hausärzte im befragten Vier-Wochen-Zeitraum medizinische Fachliteratur gelesen und wandten dafür nach eigener Aussage im Durchschnitt drei Stunden pro Woche auf. Die Zeit für englischsprachige Fachlektüre fällt mit 1,6 Stunden deutlich geringer aus. Als Hinderungsgründe nennen die Hausärzte meist Zeitprobleme (82 Prozent) sowie sprachliche Barrieren (75 Prozent).

WiDO argumentiert für Transfer der Leitlinien durch Praxis-Software

"Insgesamt wird deutlich, dass Hausärzte aktuell eher den persönlichen Austausch im Rahmen von Fortbildungen, Qualitätszirkeln oder im bilateralen Gespräch mit ärztlichen Kollegen oder Pharmareferenten nutzen", sagt WIdO-Geschäftsführer Helmut Schröder. "Da neue medizinische Erkenntnisse aber ganz überwiegend in englischsprachigen Fachzeitschriften publiziert werden, stellt sich die Frage, wie diese aktuellen Fachinformationen schnell und kompakt in der Hausarztpraxis ankommen können."

Auch das wichtige Instrument der evidenzbasierten Leitlinien werde zu wenig genutzt. Solche Informationen könnten beispielsweise verstärkt über die Software der Ärzte Eingang in die Hausarztpraxen finden.

Abbildung unten: Nutzung und Bewertung verschiedener Informationsquellen durch die Hausärzte. Quelle: WIdOmonitor (Foto: Healthcare Marketing)


 
 

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