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Studie: Wie lokale Printmedien psychische Fachwörter benutzen

Das Zentrum für Soziale Psychiatrie Salzwedel (ZSP) hat Berichte aus fünf Lokalzeitungen im Altmarkkreis Salzwedel analysiert. Bei der Inhaltsanalyse wurden insgesamt 817 Ausgaben der Lokalzeitungen aus den Jahren 2007 bis 2008 nach bestimmten Wortstämmen und Fachbegriffen wie "psychiat", "psychoth" oder "schizo" durchgesehen.

Die Studie zeigt, dass 45 Prozent der psychiatrischen Fachtermini in einem negativen Kontext stehen. Weitere 16 Prozent der Begriffe wurden in einem positiven Zusammenhang erwähnt, 39 Prozent der Textpassagen waren neutral gefärbt.

Zwar sei ein Anteil von 45 Prozent im negativen Zusammenhang in den untersuchten Lokalzeitungen immer noch relativ hoch, doch in der überregionalen Presse tauchte beispielsweise der Fachbegriff "schizo" zu fast 75 Prozent negativ besetzt auf, wie Dr. Nicolas Nowack vom ZSP erläutert, der sich auf die aktuelle Studienlage1 bezieht.

Demnach benutzen seriöse überregionale Printmedien wie FAZ, Spiegel, SZ oder Die Zeit sehr oft Begriffe aus der Psychiatrie, aber nur selten befassen sie sich mit den entsprechenden psychiatrischen Inhalten. Oft werde das Fachvokabular nur beiläufig erwähnt oder als sinnentfremdete Metapher genutzt – der Informationsgehalt sei laut Studien gering.

Generell ergebe sich durch den negativen Zusammenhang etwa beim Wort "schizo" eine starke Stigmatisierung der psychisch Kranken und ihrer Ärzte, sagt Nowack weiter. In der Altmärker Presse tauchte der Begriff im Untersuchungszeitraum nur viermal auf und sei in Berichten der Lokalredaktionen auch nicht negativ besetzt gewesen.

"Die unsachliche Verwendung von Fachtermini kann – ungewollt – diskriminierend wirken. Zudem werden in der überregionalen Presse oft Verbrechen mit psychischen Erkrankungen in Verbindung gebracht. Durch die Berichterstattung denken viele Leser, dass Gewaltdelikte häufiger von psychisch Kranken begangen würden." Das sei, so Nowack, völlig falsch. "Gewaltverbrechen werden von psychisch Kranken nicht häufiger begangen als von der Normalbevölkerung", konstatiert der Experte.

Der ZSP-Studie zufolge schneiden die untersuchten Lokalzeitungen im Vergleich zu überregionalen Printmedien also besser ab. Nowack: "Die Nähe der Lokalredakteure zu den Einrichtungen scheint bessere Chancen auf sachliche Berichterstattung zu bieten."

Die Studie wurde in der Fachzeitschrift 'Psychiatrische Praxis' 2011, Heft 3, 38. Jg.; S. 129 – 134 veröffentlicht.

1 Hoffmann-Richter U. Psychiatrie in der Zeitung. Urteile und Vorurteile. Bonn: Psychiatrie-Verlag; 2000
Finzen A. Die Psychiatrie, die psychisch Kranken und die öffentliche Meinung. Beobachtungen zu einer gestörten
Kommunikation. Soziale Psychiatrie 2000; 4: 4-6
Thornicroft G, Rose D, Kassam A, Sartorius N. Stigma: ignorance, prejudice or discrimination? Br J Psychiatry 2007;
190: 192-193
Drexelius N. Kontakt mit Erkrankten hilft gegen Stigmatisierung. Fortschr Neurol Psychiat 2009; 77: 61
Canadian Mental Health Organisation, Edney D R. Mass Media and Mental Illness: A Literature Review.
www.ontario.cmha.ca/docs/about/mass_media.pdf, Ontario 2004 - 2010

 
 

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