Was hinter Cyperfections "Schaufensterbummel" für Kreativideen und ihrer NFT-Kollektion steckt

Der Hype um Non-Fungible Tokens, kurz: NFTs, ist groß. Gemälde, Memes oder virtuelle Sammelkarten – es gibt kaum etwas, was sich nicht auf NFT-Handelsplattformen ersteigern lässt. Warum nicht also auch gute Ideen? An dieser Stelle setzt die Ludwigshafener Agentur Cyperfection an. Mit dem Projekt 'ideas worth saving' bietet die Digitalagentur ihre Ideen als NFTs an über die NFT-Handelsplattform OpenSea. Bei den Tokens handelt es sich um digitale Vermögenswerte, die mit Kryptowährungen wie Ether ersteigert werden können. Zum Start hat Cyperfection drei Projekte in ihrer ersten NFT-Kollektion, die auf cyperfection.de/nft vorgestellt werden, weitere sollen folgen.

Im Interview mit 'Healthcare Marketing' erläutert eine der Initiatorinnen des Projekts die Hintergründe. Cairell Lethen, Creative Business Consultant von Cyperfection, berichtet, wie Idee entstand, welche Kampagnenideen versteigert werden und wie die Umsetzung aussehen soll.

Cairell Lethen: Gute Kampagnen-Ideen mit großem Potential für Markt und Kunden, die aber leider nicht verwirklicht werden – das kennt wohl jeder in der Agenturbranche. Unser Ausgangspunkt war die Frage: Wie lassen sich solche Kreativideen doch noch realisieren? Die Möglichkeit, genau das mittels NFTs als Vertriebsweg zu erreichen, ist der Kern unseres Projekts. Es geht dabei nicht um eine Disruption der etablierten Agentur-Arbeitsprozesse gemeinsam mit Kunden – und erst recht nicht um die Qualität. Diese ist von derselben Wertigkeit wie bei all unseren Projekten. Der entscheidende Unterschied ist der Vertriebsweg, in Form der neuen digitalen Methodik NFTs. Der Kunde kommt nicht über den üblichen Pfad, bei dem eine Problemlösung gesucht, ein Briefing geschrieben, eventuell gepitcht wird. Hier sieht er vorher, was er bekommen kann. Eine Art Schaufensterbummel, bei dem sich in aller Ruhe betrachten lässt, was es denn Schönes, Nützliches und Praktisches im Angebot gibt – und man sich auch in aller Ruhe überlegen kann, was man damit dann anfangen könnte und wie es zum Rest der Einrichtung passt. Auf einer Ebene reizt uns der Versuch, Pionierarbeit zu leisten, etwas als Erste auszuprobieren und zu sehen, was daraus wird: Was ist mit der Verbindung von NFTs und Kreativ-Kampagnen als Agenturleistung möglich? Lässt sich so ein neuer Vertriebsweg schaffen, der Agenturen und Kunden Vorteile bringt? Die andere Ebene ist, gute Ideen mit definitivem Marktpotential vor der Vergessenheit zu bewahren – und so potenziellen Kunden schnelle und gute Lösungen an die Hand zu geben.

Lethen: Als Agentur mit starkem Fokus auf die Healthcare-Branche richten sich unsere aktuellen 'ideas worth saving' vor allem an Unternehmen aus diesem Segment. Schlicht aus dem einfachen Grund, dass wir ja bereits existierenden Ideen eine zweite Chance geben wollen – und diese eben überwiegend aus Projekten in diesem Umfeld stammen. Aber: Wir betreten mit dieser Aktion in vieler Hinsicht Neuland und das gilt selbstverständlich auch hier. In jedem NFT ist eine individuelle Adaption der Kreativroute inkludiert, sodass sich auch potenzielle Käufer aus anderen Branchen gerne bei uns umschauen können – alle Ideen sind in der Umsetzung prinzipiell branchenübergreifend vorstellbar. Aktuell arbeiten wir bereits an einer zweiten Kollektion, die 'creative business solutions' heißen wird und diesen Aspekt schärft: Sie wird andere Produkte und neue Ansätze beinhalten, die in jedem Fall branchenübergreifend funktionieren. Grundsätzlich wird diese Kollektion eine Ebene größer und strategischer gedacht sein als die aktuell vorgestellten Kampagnen. Die primäre Zielgruppe sind vor allem Konzerne oder KMUs. Für diese Größenordnung waren die Ideen ursprünglich konzipiert. Trotzdem gilt hier dasselbe – es ist absolut vorstellbar, dass ein Start-Up eine dieser Ideen wertschöpfend für sich einsetzt. Grundsätzlich würde uns das wahnsinnig freuen.

Lethen: Wir haben schnell gemerkt, dass Arbeitsprozess und Umsetzung hier ganz spezielle Punkte sind. Anders als klassische Art-NFTs leben Kreativkampagnen ja vom Sparring mit dem Kunden und der agilen, gemeinsamen Ausdifferenzierung der Idee. Deshalb haben wir uns für den folgenden Ansatz entschieden: Jedes NFT enthält im Package einen Digital-Workshop, in dem wir die Chance haben, den Kunden, seine Ziele und Visionen kennenzulernen. Auf Basis dieses Termins erfolgt die Adaption der Strategie, um die Kreativroute des NFTs individuell auf den Käufer anzupassen. Je nach Art und Umfang des NFT-Leistungspakets folgt auf diesen Schritt dann die klassische Agenturleistung aus Kampagnenmechanik, Asseterstellung, Copywriting, etc. Der letzte Schritt ist die Auslieferung an den Kunden, der die Kampagne dann in Kooperation mit seiner Mediaagentur aussteuern kann.

Lethen: Den Aktionszeitraum haben wir mit einem halben Jahr recht lange gewählt. Insgesamt sind wir dem Fail-Fast-Ansatz gefolgt: Der Weg von der Idee bis zur Realisierung war sehr schnell, nur knapp eine Woche. Es ging darum, dieses kreative Pilotprojekt – das ist es ja im Prinzip für die ganze Branche – schnell und agil zum Laufen zu bringen, mit der Prämisse jederzeit zu optimieren, wenn wir sehen, was besser gemacht werden könnte.

Lethen: Aktuell stehen drei Kampagnenideen auf Opensea zur Auswahl: Eine B2B 360-Grad-Kampagne, eine integrierte 360° Kampagne und eine Social-Media-Kampagne. Die erste Kampagne hat ihren Ursprung im Bereich der Veterinärmedizin – sie lässt sich ohne weiteres auch auf Tiernahrung, Zubehör und ähnliches adaptieren. Neben dem Workshop und dem daraus resultierenden individuellen Update der Kampagnenidee bekommt der Kunde unter anderem Social Media Assets, eine Printanzeige, ein Set an Website-Bannern, ein POS-Konzept für Amazon und ein Konzept für eine B2B-Broschüre. Die integrierte Kampagne basiert auf einer Idee für eine Tee-Marke und funktioniert im Prinzip für alles aus dem Lebensmittelbereich. Der Leistungsumfang ist ähnlich der ersten. Die Social-Media-Kampagne ist bezüglich der Assets mit animierten GIFs u.ä. natürlich auf die entsprechenden Kanäle zugeschnitten. Ideen-Quelle ist ein Konzept für ein Hals- und Rachen-Bonbon, es geht also um unsere Stimmen. Und die Idee dahinter ist, dass diese freundlicher und wärmer im Umgang miteinander sein sollten – ein Gegenentwurf zu Shitstorms. Naheliegend wären hier Süßigkeiten, Soft Drinks oder Snacks, die Adaption ist hier sehr weit vorstellbar. Hinter dieser Kampagne steckt die Idee, eine Marke als Lovebrand zu etablieren – und welche Marke wäre das nicht gern?

Lethen: Aktuell haben wir noch kein Gebot. Was die Views betrifft, sieht es aber sehr vielversprechend aus und die Kampagnen haben auch schon den Weg auf etliche Merklisten gefunden. Im Moment scheinen wir noch in der Phase des Schaufensterbummels, aber die Tendenz ist positiv.